Berlin, 19.04.2013 - Während sich hiesige Verbraucher über fortlaufend steigende Strompreise ärgern, freuen sich Stromkunden im Ausland über günstigen Strom “made in Germany”. Schuld daran ist ausgerechnet die deutsche Förderpolitik, die zu einem massiven Ausbau erneuerbarer Energiequellen hierzulande führt. Martin Münzel vom Berliner Stromversorger ENSTROGA erklärt das Phänomen.
Dem Wetter ausgeliefert: Die Erneuerbaren
Ein nebliger kalter Wintertag in Deutschland, der Strombedarf erreicht Spitzenwerte. Gedeckt wird der Bedarf mit konventionell hergestellter Energie. Denn Windränder stehen still, an Solarstrom ist nicht zu denken. Ganz anders wenige Wochen später an den ersten Frühlingstagen: die Sonne scheint, dazu weht eine steife Brise. Und das ist gut, denn so produzieren die Solar- und Windparks in Deutschland viel umweltfreundliche Energie. Das Problem dabei ist, dass die konventionellen Kraftwerke auch weiterarbeiten müssen. Es braucht seine Zeit, diese herunter- oder hochzufahren. Und so wird bei gutem Wetter mehr Strom in die Netze eingespeist, als verbraucht werden kann. Dieser “überschüssige” Strom wird dann günstig ins Ausland verkauft. Schlimmer noch: An manchen Tagen muss sogar für die “Entsorgung” dieses überflüssigen Stroms bezahlt werden.
Sinkende Börsenpreise und steigende EEG-Umlage
Martin Münzel, Stromexperte beim Berliner Stromversorger ENSTROGA AG, rechnet vor, dass an der Strombörse in Leipzig die Kilowattstunde nur noch 4 bis 5 Eurocent kostet. Doch die deutschen Stromverbraucher müssen die Differenz zwischen dem durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) garantierten Abnahmepreis für den grünen Strom und dem Börsenverkaufspreis ausgleichen: Rund 13 Cent Zuschuss für die kWh fielen im Schnitt an, was im Jahr mehrere Milliarden Euro Mehrkosten für die Stromverbraucher ausmache.
Erneuerbare Energien weiterhin nicht Grundlastfähig
“Und die Situation wird sich verstärkt in diese Richtung entwickeln.”, so Münzel weiter: “denn wir bauen mehr und mehr Kapazitäten gerade an Windenergie- und Solarstromkapazitäten auf. Diese liefern aber zeitweise zu wenig Energie, zeitweise eben zu viel. So lange es keine praktikablen Lösungen gibt, Strom zu speichern, sollte man lieber in alternative Energien investieren, die unabhängiger vom Faktor Wetter sind. Biogasanlagen, Wasser- und Gezeitenkraftwerke würden sich hier anbieten.”
Der Ausweg: Stromanbieter wechseln
Münzel geht jedoch davon aus, dass sich an den Rahmenbedingungen so schnell nichts ändern werde. Um so wichtiger sei es aus Verbrauchersicht, sich für einen günstigen Stromanbieter zu entscheiden, der über ein klares Preissystem ohne spätere Überraschungen verfüge: “Die Erfahrung der letzten Jahre zeigt, dass Sie ohne Neukundenbonus und ohne Vorauszahlungen am besten fahren. Mit einem günstigen fixen monatlichen Stromabschlag, mit dem man langfristig kalkulieren könne, fahren Sie grundsätzlich am besten.” Das sei auch der Grund, warum die ENSTROGA auf komplizierte Tarifmodelle verzichte.